Fassung *Gö
Kapitel 221

221. AT: Prophezeiungen der Himmelfahrt A1221. AT: Prophezeiungen der Himmelfahrt ] Überlieferung: Gö 347vb40-349vb4 ; V

1

1[Gö, 347vb] Weissagung von unsers herren Jhesum Cristi [348ra] auffart ze himel: 2NuA1Nu] rote Initiale über vier Zeilen mit grüner Schnörkel- und blauer Rankenverzierung sowie nach links blickendem Gesicht, vermutlich dem eines Hundes, Kapitelzählung: cc xxxviij wan das nachst ewangeli, das hernach geschrieben ist, von unsers herren auffart sagt, so hort und merkt, was die heiligen weissagen davon gesprochen habent.

2

1 VonA1Von] Ysayas hat von VA1Von] V, 117va9-118ra34 unsers herren auffart hat YsaiasA1auffart hat Ysaias] ersamen auffart V geweyssagt und gesprochenA1gesprochen] sprichet V: A32.1–4 Is 63,1-3 BIs 63,1'Wer ist der, der da kumbt von Edom, mit gesprengtenA2gesprengten 'gefärbten', vgl. Lexer 2, Sp. 1115, s. v. sprengensprengen klaiden von Bosra; derA1der] fehlt V schone yn seiner stalA2stal = stôle 'Stola', vgl. Lexer 2, Sp. 1209 → stôle , der da get yn der menige seinrA1seinr] davor getilgt men krefte?' 2Und erA1er] fehlt V antwurt selb enkegenA1enkegen] hin enkegen V und spricht: 'Ich pin es - der, der die gerechtikait redtA1redt] redt V, redte , und pin vorvechterA2vorvechter = vorvëhtære ' Vorkämpfer', vgl. Lexer 3, Spalte 483 → vorvëhtære ze hailn.' 3Aber spricht Ysaias: BIs 63,2'Warumb ist dann dein gwant rot und dein klaider sind als der, die da treten yn der presA2pres 'Weinpresse'?' 4Aber antwurt er selbsA1selbs] selb V und sprichtA1spricht] sprach V: BIs 63,3'Die pres hab auchA1auch] fehlt V ich allain getreten und von der diet ist ain man bey mir nicht beliebenA1belieben] fehlt V.'

3

1Glos: Secht und merkt, wie gar bedewtA2bedewt = bediute 'deutlich, genau', vgl. MWB 1, Sp. 467 → bediute Ysaias unsers herren marterA1marter] marter V, martert und sein auffart geweyssagt hat, wann da unser herre Jhesus Cristus mit seinA1sein] fehlt V unzalleichen frewden undA1und] vnd mit V gotleicher kraft auf ze himel fur, des wundert die engel. 2Wann sein gwant, das ist sein leichnam, yn dem die gothait wonte, newleich zerissen [348rb] und zezart was gewesenA1was gewesen] gewesen waz V an dem krewtz; und ymA1ym] V so gar zierleichA1zierleich] zierleich V, zerleich und erleichA2erleich 'herrlich', vgl. MWB 1, Sp. 1987, s. v. êrlich 1.3 → êrlich was, da niemant walA2wal = wol von gesprechen mag nochA1mag noch] fehlt V kann.

4

1Als der salter auch von unsers herren aufvart spricht: A3Ps 46,6'Got fur auf ynA1yn] mit V jubilo und der herre fur auf yn der stymm der pusawn oder des herhornsA2herhorns 'Kriegshorn, Kriegstrompete', vgl. MWB 2, Sp. 1386 → herehorn .' 2 Jubilus, das ist mit solhen frewden, die menschen hertz mit red nicht bedewten mag. A4 vgl. unten 211.10.9 3Er sprichet auch: A3Ps 46,6'Yn der stymme des herhornsA2herhorns 'Kriegshorn, Kriegstrompete', vgl. MWB 2, Sp. 1386 → herehorn .' 4A3vgl. Act 1,10-11Also kumpt er auch herwider zerichten an dem jungsten tag, als die zwen engel den heiligen zwelfpoten sagten, da sie nach ym auf ze himel kapften. 5 Secht, der schönhait undA1und] vnd der V klarhait wundert die engel vor frewden und sprachen: A3Is 63,1'Wer ist der, der da kumpt von Edom', das ist von dem erdreich, 'mit gesprengtenA2gesprengten 'gefärbten', vgl. auch Lexer 2, Sp. 1115, s. v. sprengensprengen klaiden von Bosra?' 6Bosra ist ain haubstat und ain ertzpistumb yn dem land MoabA1Moab] Moab V, Noab .

5

1Auch schreibent JeronimusA1Jeronimus] sand Ieronimus V und Crisostimus, das ettleiche engel waren, die KristiA1Kristi] christes V menschait nicht envollenA1nicht envollen] envollen nicht V, nicht enuellen erkanten, untz das alles das an ym volbracht ward, das von ym geweissagt was. 2Davon fragten sie durch wunder, wer er wär, da er so lobleich [348va] und so frewdenreichA1frewdenreich] freündenreich V ze hymel fur. 3Da antwurt Ysayas an unsers herrenA1herren] fehlt V stat und sprach: A3Is 63,1'Ich pin es, derA1der] der der V die gerechtikait redtA1redt] redt V, redte .' 4Wanne sand Paulus spricht: A3I Pt 2,22'Yn seinem mund ward nie gevardA2gevard = geværde 'Betrug, Hinterlist', vgl. MWB 2, Sp. 658 → geværde funden', das ist nie kayn unrechte rede. 5Er ist auch vorvechterA2vorvechter = vorvëhtære ' Vorkämpfer', vgl. Lexer 3, Spalte 483 → vorvëhtære ze hailn und ze helffen allen den, die yn anrueffen mit rechtemA1rechtem] vestem V gelauben. 6Spricht der salter: A3Ps 144,18'Unser herre ist allen den nahen, die yn an rueffen yn der warhait.'

6

1A3Is 63,2'Nu warumb', sprachen die engel, 'ist dann dein gwant rot und gesprengtA2gesprengt 'gefärbt', vgl. Lexer 2, Sp. 1115, s. v. sprengensprengen A1gesprengt] pesprang V als der, die yn der presA2pres 'Weinpresse' treten?' 2Wann er aller seinr marter masenA1masen] masen V, maser an ym lies sehen und auch an dem jungsten gericht noch zaigen wirdet. 3Davon sprach unser herre: A3Is 63,3'Ich hab allain yn der pres' der pittern marternA1martern] marter V und des tods 'getretenA1'getreten] getrettet V und von der diet ist ain man bey mir nicht', wann alle seine frewnd undA1und] all sein V kundenA2kunden 'Vertrauten', vgl. Lexer 1, Sp. 1771 → kunde von ym geschaiden und geflohen warn, als an der weyssagen puch langA1lang] langs V vor geweissagt was. 4Wie wol und wie bedewtA2bedewt = bediute 'deutlich, genau', vgl. MWB 1, Sp. 467 → bediute die weyssagen unsers herren gepurd, seinA1sein] vnd sein V marter, seinA1sein] vnd sein V urstend, seinA1sein] vnd sein V auffart geweissagt habent! 5Dannoch wellentA1wellent] wellen noch enmüegen V die valschen juden [348vb] an desA1des] den V lebentigen gots sun nicht glaubenA1glauben] Ende V.

7

1Von unsers herren auffart spricht Abakuk der weyssag alsoA1Von unsers herren auffart spricht Abakuk der weyssag also] Es sprichet auch der weyssag Abacuch VA1Von unsers herren auffart spricht Abakuk der weyssag also] V, 118rb8-23: A3Hab 3,3 BHab 3,3'Sein ere hat die himel bedakt und das erdreich ist vol seins lobs.' 2Damit ist bedewtet sein lobleich auffart ze himel, wann yn erent alle himelische menig, und mit seinr gotleichen ere hat er alle himel bedakt und erfullet. 3 Auch ist das erdreich seins lobs vol, wann yn alle geschephd lobent, wann allainA1allain] fehlt V der pös undA1und] vnd der V unerkanntA2unerkannt 'niedrig, gemein', vgl. Lexer 2, Sp. 1822 → unerkant mensch nichtA1nicht] alain V: als die juden, die lobent und eren unsern herren Jhesum Cristum nichtA1nicht] Ende V.

8

1VonA1Von] V, 117rb16-117va8 unsers herren auffart ze himel spricht kunig Salomon alsoA1also] fehlt V: A38.1–3 Prv 30,4 BPrv 30,4'Wer ist auf gevarn ze himel und wer ist ze tal komen und wer hat des mers wazzer zesamme genät als ain gewant? 2Wer hat alle zil des erdreichs erkukht? 3Wie ist sein name und wie ist seinsA1seins] fehlt V suns name, obA1ob] Glosa ob V du es waist?' 4Mit dieser frag maint er dieA1die] die di V von yrm tumben weistumb undA1und] von der V kunst der philosophienA1philosophien] phylosopheyer V die taugen unsers kristenleichenA1unsers kristenleichen] christenleiches V glaubens tumbhait nennent, und nementA1nement] nennent V sich an gotes taugen mit werltleicher kunst ervarn; die sind da beyA1bey] mit V betrogen. 5Secht, wie aigenkleichA2aigenkleich = eigenlich 'treffend, auf angemessene Weise', vgl. MWB 1, Sp. 1519, s. v. eigenlich 3.1 → eigenlich er von got dem vater [349ra] und gotes sune Jhesu Cristo geredet hat, wann niemant was auf ze hymel gevarn, nuͤr unser herr Jesus ChristusA1ze hymel gevarn, nuͤr unser herr Jesus Christus] zehymel gevarn nuͤr vnser herr Iesus christus V, zeuarn, nur vnserm herren ihesu cristo nach seinr urstend. 6Er kumbt auch her ze tal ze richten lebentig und tod. 7Spricht unser herre selb: A3Io 3,13'Niemant ist auf yn den hymel gevarn, nur der ze tal von himel komen ist, des menschen sun, der yn dem himel istA1ist] Ende V.'

9

1AuchA1Auch] V, 118ra35-118rb7 spricht kunig David vonA1von] zehant dar nach von V unsers herren aufvartt: A3Ps 18,7 BPs 18,7'SeinA1Sein] Vnd sein V enkegen lauf ist untz zu dem aller obristen des himmels.' 2Als auch unser herre selberA1selber] selb V sprach: A3Io 16,28'Aber verlas ich die werlt und var zu meinem vater.' 3SechtA1Secht] Glosa Secht V und merkt, wie recht die weyssagen mit unsers herren werchen und wortenA1und worten] vnd worten V, fehlt gehelentA2gehelent 'übereinstimmen', vgl. MWB 2, Sp. 1334, s. v. hëllen 6 → hëllen , das sullen wirA1wir] alle V kristen gern merkenA1merken] Ende V.

10

1AberA1Aber] fehlt VA1Aber] V, 118rb24-118vb5 von unsers herren aufvart spricht der salter und lernt also: A310.1–7 Ps 46,2.6-9 BPs 46,2'Alle diet, hantslagtA2hantslagt 'klatscht in die Hände', vgl. MWB 2, Sp. 1190 → hantslagen undA1und] fehlt V jubiliert got yn derA1yn der] in der V, yn stymme der frewden. 2BPs 46,6Got ist aufgevarn yn jubilo und der herre yn der stimme des herhornsA2herhorns 'Kriegshorn, Kriegstrompete', vgl. MWB 2, Sp. 1386→ herehorn . 3BPs 46,7Psalliert unserm gotA1got] herren got V, psalliert! 4Psalliert unserm kunig, psalliert! 5BPs 46,8Wanne er ist kunig undA1und] fehlt V gotA1got] Got V, gots alles erdreichs. 6Psalliert weisleich! 7BPs 46,9Got wirdet reichsenA2reichsen = rîchesen 'herrschen', vgl. Lexer 2, Sp. 420 → rîchesen uber die diet; got sitzet auf seinem heiligen sezzel.' 8MitA1Mit] Glosa Mit V dieser red maintA1maint] mant V und lert kunig David, das sich alle werltA1werlt] di werlt V frewn sol unsers herren auf [349rb] vart, wann er allen den den weg dar getzaigt und gemachtA1getzaigt und gemacht] gemachet vnd geczaiget V hat, die an yn glaubent und sein gepot behaltent. 9Jubilus ist soliche frewd des hertzen, die man mit red nicht furbringenA1furbringen] fuͤrpingen V mag. A4 vgl. oben 211.4.2 10 Er spricht: A3Ps 46,7 'PsalliertA1'Psalliert] psallert psallterium V!' 11PsalteriumA1Psalterium] psallterium V, Psaltorium ist ain saitenspil mit zehen saiten. 12Die zehen saiten bezaichent die zehen gepot unsers herren. 13Mit dem saitenspil der zehen gepot lernt er uns got dienen. 14Das ist das psalterium des gehorsamen hertzen, als er selbs an dem psalter spricht: A3vgl. Ps 32,2'Herre, ich psaltierA1psaltier] psalier gebessert aus psalter V dir mit dem psalteri der zehen saiten', das ist mitA1mit] mit der V gehorsam der zehen gepot.

11

1AberA1Aber] fehlt V von unsers herren aufvart ze himel spricht der salter alsoA1ze himel spricht der salter also] fehlt V: A311.1–3 Ps 67,5.19 BPs 67,5'Singt gotA1got] got V, vnd , sprecht den psalm seinemA1seinem] seinen V namen; macht ym weg, der da auffert zu der sunnen undergangh. 2Sein name ist "herre". 3BPs 67,19Herre, du pist auf yn die hoch gevarn; du hast die vanknus gevangen und hast gab den lewten gegebenA2hast gab den lewten gegeben statt accepisti dona in hominibus 'Gaben hast du angenommen unter den Menschen' der VulgataA1und hast gab den lewten gegeben] fehlt (Augensprung) V.' 4Das er spricht: A3Ps 67,19'Du hast die vänknus gevangen'A1Das er spricht: 'Du hast die vänknus gevangen'] fehlt (Augensprung) V, das ist: Du hast den tievel gevangen und gepunden, der manigs menschen sele gevangen hett. 5Das er spricht: A3vgl. Ps 67,19'Du hast gab den lewten gegeben', [349va] damit maint er den heiligen geist, den er nach seinr heiligen auffart den heiligen zwelfpoten zu dem ersten und darnach manigem menschenA1menschen] menschem V gab. 6Daz ist ain selige und hailwartigeA2hailwartige 'heilbringende', vgl. Lexer 1, Sp. 1215, s. v. heilwertecheilwertec A1hailwartige] hailper V gab! 7Wol ym, dem sie wirdet.

12

1Er spricht auch von unsers herren aufvart:A312.1–4 Ps 67,33-34 BPs 67,33'Die kunigreich der erden, singet got. 2Psalliert unserm herren, psalliert got, BPs 67,34der auf gevarn ist auf den hymmel aller himel, dar die sunne aufgeet.' 3Secht, wie gar unsers herren aufvart bedewt ist und nennet yn, got, bei namenA1namen] Ende V.4 Es spricht auch kunig David: BPs 67,34'Er wirdet seiner stymme gebund, die stymme der krefte.' 5Secht, also hat kunig David kreftikleich gesprochen die aufvart unsers herren Jhesu Cristi, als es auch seit lobleich, erleichA2erleich 'herrlich, prunkvoll', vgl. MWB 1, Sp. 1987, s. v. êrlich 2.6 → êrlich und offenleich geschach. 6Darumb haisset er yn loben und ern als den gwaltigen herren hymels und erden. 7Er spricht: A3vgl. Ps 67,34'Er wirdet seinr stymm kraft geben', das ist: wann er zu dem urtaileichem gericht kumbt, so wirdet der dan seinr stymme kraft geben, und so stark, das alle die erstend muezzen, die ye geborn wurden und [349vb] noch geborn werden. 8Wer das nicht bedenkt und furchtet, des hertz ist herter dann stain oder eisen.