Fassung *Gö
Kapitel 10

10. Das Wort (Io 1,1-14)A110. Das Wort (Io 1,1-14)] Überlieferung: W2 169va1-172va26 W2; Gö (ab 4.3) 5ra1-5vb24

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1[W2, 169va] A3Io 1,1 'InA1In] rote Initiale über sechs Zeilen mit Rankenverzierung W2A1In] W2, 169va1-175rb9 principio erat verbum.' - A31.1–13 Io 1,1-14 BIo 1,1'An dem anegeng was das wort, und das wortA1 das wort, und das wort] das wort vnd das wort K2, swart das vnd swart W2 was pey got, und got was dasA1das] das K2, fehlt W2 wartA2wart = wort . 2BIo 1,2Das was in dem anegeng pey got. 3BIo 1,3Allew ding sein mit got beschaffen und anA1an] an K2, aws W2 dem wort ist weschaffen nichs, das weschaffen ist. 4BIo 1,4In ym was das leben und das lebenA1das leben und das leben] das leben vnd das leben K2, zeleben und czloben W2 was der menschen liecht. 5BIo 1,5Und das liecht lewchtet in der vinster und die vinsterA1Und das liecht lewchtet in der vinster und die vinster] vnd daz liecht leuchtet in der vinster vnd die vinster K2, lewchtet in der vinster W2 habent sein nicht wegriffen. 6BIo 1,6Besandt wart ein mensch von got, des nam was Johannes. 7BIo 1,7Der kam in gezewgnüss, das er getzewgnüss tet von demA1dem] dem K2, fehlt W2 liecht, [169vb] das alle lewt gelawbten von im. 8BIo 1,8Er was nicht das liecht, sunder das er gezewgnuss tat von dem liecht. 9BIo 1,9Es was ein wares liecht, der allen menschen erlewchtet, derA1der] der K2, des W2 in dise welt kömen ist. 10BIo 1,10Er was in der welt, und die welt ist mit ym weschaffenA2weschaffen = beschaffen und die welt erchandt sein nicht. 11BIo 1,11Er kam in sein aigen, und die sein namen in nicht. 12BIo 1,12Wie vill aber in nomenA2nomen = namen , den gab er gewalt gottes chinder zeA1ze] cze K2, fehlt W2 werden: den, die an seinnen namen gelawbten, BIo 1,13dew nicht aws pluteryA2aws plutery für ex sanguinibus der Vulgata noch aws willen des fleisch noch aws willen mannes, sunder aws got geporen sein. 13BIo 1,14Und das wort ist fleisch warden und hat gebonetA2gebonet = gewonet pey uns, und wir sechen sein ere als des aingeporen sun von dem vater, vollen [170ra] genaden und warhait.'

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1Glosa: DieA1Die] rote Initiale über vier Zeilen W2 anderen ebangelisten schreibent, das unser herre geporn sey an der zeit diser welt, das ist nach der menschait. 2Sand Johannes schreibet und bezewget, das er gebesenA2gebesen = gewesen ist in dem vater als in dem anegeng ebigklichA2ebigklich = ewigklich , das ist nach der gothait. 3Da von spricht er also: A3Io 1,1'In dem anegeng was wort', das ist, in dem vater was der sun von anegeng an end, wie doch der almachtig got an anegeng sey. 4Doch haisset er das anegeng dar umbA1dar umb] dar vmb K2, dar vb(er) W2, das allew ding, all geschepft, all creatur ir anefanck und irew wesen von ym habent. 5Die anderen ebangelysten sch[170rb]reibent, das unser herre Jesus Cristus pey den lewten in der welt erschinen sey. 6Sand Johanns schreibt, das er pey got gebesenA2gebesen = gewesen sey, und spricht also: A3Io 1,1'Und das wartA2wart = wort was pey got', das ist, der sun was pey dem vater in der ebigenA2ebigen =ewigen gothait. 7Die anderen schreibent, er sey warer mensch. 8Sand Johanns schreibt, er sey warer got, und spricht: A3Io 1,1'Got was das wartA2wart = wort ', das ist, der vater und der sun ist ain gothait. 9Da mit ist gechundet, daz unser herre Jhesus Christus warer got und warer mensch ist. 10Die andern schreibent, das er in diser werlt pey den lewten gewont hab pey der werlt czeit. 11Sand Johannes spricht, er won pey got ewicleich, und sprichet: A3Io 1,2'Das was in dem anegeng pey got', daz ist, der vater und der sun sint ein ewige gothait.A1Da mit ist gechundet, daz unser herre Jhesus Christus warer got und warer mensch ist. Die andern schreibent, das er in diser werlt pey den lewten gewont hab pey der werlt czeit. Sand Johannes spricht, er won pey got ewicleich, und sprichet: 'Das was in dem anegeng pey got', daz ist, der vater und der sun sint ein ewige gothait.] da mit ist gechundet daz vnser herre ihesus christus warer got vnd warer mensch ist Die andern schreibent das er in diser werlt pey den lewten gewont hab pey der werlt czeit Sand Johannes spricht er won pey got ewicleich vnd sprichet das was in dem anegeng pey got daz ist der vater vnd der sün sint ein ewige gothait K2, fehlt W2 12Die anderen sagent die zaichen und die wunder, dewA2dew = die er in diser welt getan hat. 13Sand Johanns spricht: A3Io 1,3'Alle ding sein mit ym getan', das ist, mit dem sun sein alle ding weschaffen, und spricht halt, das an inA2an in = âne in ‘ohne ihn’ nichtes beschaffen ist noch gemacht, und spricht: A3Io 1,3'Und an in ist weschaffen nichs', das ist, an [170va] den sun ist weschaffen nichtes nicht.

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1Dar nach spricht Sand Johanns: A3Io 1,3-4'Das weschaffen ist in ym, das ist das leben', das ist, alles das geschaffen ist, das hat sein leben und sein wesen in got und von got und pey got, dem vater, dem sun und dem heyligen geist. 2Dar nach spricht er: A3Io 1,4'Und das leben was des menschen liecht.' 3Das leben ist die gotlich weishait, in der alleA1alle] davor getilgt a W2 ding lebent. 4Dar nach spricht er: A3Io 1,5'Und das liecht lewchtet in der vinster.' 5Gotes sun, unser herre Jesus Cristus ist das war liecht, der lewchtet in der vinster, das ist, unter den sunderen, die vinster haissent und awch sein. 6Unter den hat sein ler gelewcht offenlich als ein schon liecht, das offenlich lewcht uber ubel und [170vb] awff guet. 7Dar nach spricht er: A3Io 1,5'Und die vinster habent des liechtes nicht begriffen', das ist, das in nye kain sundt pegraiff, undA2und ‘und er’ nye kain sunde begie. 8Awch habent die vinster, das ist die sünder, das liecht, das istA1ist] ist K2, fehlt W2 Jesum Cristum, nicht begriffen, wann vil juden und sunder habent sein ler nicht in genummen noch begriffen, also sein sewA2sew =sie awch vinster und plindt beliben.

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1Dar nach spricht er: A34.1–2 Io 1,6-7'Besannt was ein mensch von got, des nam was Johannes. 2Der kamb in geleichnüss, das er geleichnuss tät von dem liecht, das all lewt an in gelawbent.' 3Sand Johanns der tawffer wart von got gesant an die welt dar umb, das er unseren herren Jesum Cristum den lewten chund macht [Gö, 5ra] undA1und] Ende Lücke Gö betzeügen solte, das er gotes sun ist, das dasA1das das] das W2 alle lewt von seinr predig und lereA1und lere] von seinner ler W2 gelaubten, wann sand Johans der tauffer ee gepredigtA1gepredigt] gepredigt W2, predigt und getauft hat dann unser herre Jhesus Christus. 4Er tetA1tet] hat W2 auch gezeugnis von ym, das er des waren gottes sun ist.

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1Dar nach spricht sandA1sand] fehlt W2 Johans ewangelist von sand Johansen dem tauffer, erA1er] wezeugt er W2 was nicht das liecht, sunder das er getzeugnüs tet von dem liecht. 2Sand Johans der tauffer betzeuget selb und verjach, das er nicht Cristüs war, der das war liecht ist. 3Und daA1da] fehlt W2 dy pharisey und der juden maister yr pfaffen und levitenA1leviten] jr leuitten W2 von Jerusalem in dewA2dew = die wuestA1wuest] rönst W2 zu sand Johannisen dem tauffer santen, das sie yn fragten, ob er Cryst wer, da sprach er offenleich: 4A35.4–5 Io 1,21.27'Ich pyns nicht. 5Cryst, der nach mir chomen ist, der ist vor mirA1vor mir] mein W2 worden, des ich nicht wirdig pyn, das ich auf lasA2auf las ‘löse’, vgl. Lexer 2, Sp. 1696, s. v. ûf lœsenûf lœsen den rymen seins geschuechsA1den rymen seins geschuechs] die riem seinner schuech W2.' 6Solher getzeugnis tet sand Johans der tauffer vil von unserm herren. 7Dar nach spricht das ewangeli: A3Io 1,9'Es was ain wares liecht, das allen menschen erleuchtet, der yn diese welt kümptA1kümpt] kamb W2'. 8Das war liecht ist unser herrA1unser herr] vnsers herren W2 Jhesus Cristüs, der erleuchtet alle die, die yn dies werlt choment. 9Das istA1ist] ist K2 { fehlt , fehlt W2}, alle die, dieA1die, die] die W2 mit werltleichem glustA2glust = gelust ‘Verlangen’, vgl. MWB 2, Sp. 393 → gelust und sundenA1sunden] gebessert aus sundem/sundein gemailigtA2gemailigt = gemeiligt ‘befleckt’, vgl. Lexer 1, Sp. 2077, s. v. → meiligen werden, die erleucht er mit seinen gnaden und parmhertzichait, und mag den menschen von seinen sunden erledigenn. 10Ain so getansA1so getans] solich getan W2 liecht was sand [5rb] Johans der teuffer nichtA1Johans der teuffer nicht] Johanns nicht der tawffer W2, sunder er was ain prinnund lucern und leuchtet mit wartenA2warten = worten und mit werchen vorA1vor] von W2 unserm herren yn dieser welt.

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1Dar nach sprichet es: A3Io 1,10'Er was in der welt, und die werlt istA1ist] wart W2 von ym beschaffen, und die werlt hat yn nicht erchant'. 2DasA1Das] das er W2 die werlt unsern herren Jhesum Christum nicht erchant hat, das ist, die lewt, die yn der werlt waren. 3UndA1Und] wenn W2 er nennet dar umb die werlt, wann der mensch aus den vier elementen fewr, luft, wazzerA1luft, wazzer] wasser lufft W2 und erde gefürmet ist als die werlt. 4Dar nach sprichet es: A36.4–5 Io 1,11'Er cham yn sein aigen, und dy seinen namen yn nichtA2namen yn nicht ‘nahmen ihn nicht auf’. 5Wie vil aber der warn, dieA1die] Drew W2 yn namen, den gab erA1er] den W2 gewalt gotes kinder zeA1ze] fehlt W2 werden, den, die an seinen namen glaubent, die nicht aus den pluten nachA2nach = noch aus demA1dem] dem W2, den willen fleyschesA1fleysches] Des fleisch W2 nachA2nach = noch aus demA1dem] dem W2, den willen mannes, sunderA1sunder] sunderlich W2 aus gote geporn sind.' 6Gotes sun, unser herr Jhesus ChristusA1unser herr Jhesus Christus] vnsers herren Jesu cristi W2, cham yn sein aigen, das ist, yn diese werlt, die er beschaffen hatt, und die seinen namen yn nicht. 7Wann alle lewt sein sind; die aber yn nicht namen, das sind die die anA1die die an] die die an K2, die an W2, die die yn nicht gelaubent, als die valschen pharisey, die dieA1die die] Dy dew W2, die juden verkerten mit ir unrechten ler. 8Wie vil aber der waren, die an yn gelaubten, die worden gotes kinder von gnaden und nicht von natür. 9Also die nicht aus plüten, das ist, die nicht aus sunden, und nichtA1nicht] fehlt W2 aus willen fleyschsA1fleyschs] des fleisch W2, das ist, die nicht leipleichen gelustenA1leipleichen gelusten] leibplichem lust W2 nach volgen, [5va] und nicht aus willen mannes, das ist, die nicht yn sunden beharrent, sunder die aus got geparn sind, das ist, die ir hertz und gemüteA1gemüte] jren müet W2 yn gotes gepot gebent und wertleichA2wertleich = werltlich frewde swachent und ir sund puzzenA2puzzen = büezen , die werdent gotes kinder von gnadenA1von gnaden] genant W2 und werdent zum andern mal geparn mit rewe, mit peycht und mit püezz.

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1Dar nach sprichet es: A3Io 1,14'Und das wartA2wart = wort ist fleisch worden.' 2Gotes wartA2wart = wort ward menschleich fleisch yn der rainen magte leichnam sand Marie und hat uns mit seinem menschleichem tod von dem ewigen tod erloset. 3Dar nach sprichet es: A3Io 1,14'Und hat gewonhet yn uns.' 4 Das ist, er hatA1'Und hat gewonhet yn uns.' Das ist, er hat] fehlt (Augensprung) W2 gewont pey uns leypleich auf diesem ertreich mit manigem armüt und mit vilA1manigem armüt und mit vil] maniger armüet mit maniger W2 arbeit ze urkund seinr menschait und ze bestetigung christenleichens glaubens, untz das alles das ervollet ward, das die weissagen von ym gesprochen haben. 5Dar nach sprichet es: A3Io 1,14'Und wir sahen sein glory, die erA2er = êre ‘Herrlichkeit’, vgl. MWB 1, Sp. 1846 → êre A1sahen sein glory, die er] sehen sein er W2 als des ain geparn suns von dem vater vollen gnaden und warhait.' 6Sand Johans sprichtt: A3Io 1,14'Wir sahen sein ere', nicht erA1er] er halt W2 allayn, halt alle die, dieA1die, die] die W2 er erwelet hat, manig selig weib und man, die sahen auff dieser werlt sein gotliche werch, der erA1er] fehlt W2 yn hymel und auf erdA1erd] erdterich W2 ymmer lob hat und ereA1hat und ere] vnd ere hat W2, wann er manig gnad und tugent an den leuten gotleich ertzaigteA1ertzaigte] erczaigte K2, erzaigt W2, ertzaigent , das er die tewfel aus ynA1aus yn] in eventuell getilgt W2 treib, tatenA2taten = toten erchickte, allen [5vb] irn sichtumb von yn vertreyb und dar zu manig unzelleychA1unzelleych] fehlt W2 zaihen. 7Die ere sagenA2sagen = sahen A1ere sagen] ersachen W2 sie und dar zu sein uberflussige und ausgenomneA1ausgenomne] auffgenummen W2 ereA2uberflussige und ausgenomne ere ‘überströmende und ausgezeichnete Herrlichkeit’, die vol ist gotleicher gnaden und warheitA1gnaden und warheit] warhait vnd genaden W2, da er auf fur ze hymmel, war got und war mensch, mit grozzem jübel, das ist, mit solhen frewden und eren, die menschen zung nochA1zung noch] chind vnd menschen W2 hertz nicht volbringenA1volbringen] v(er)bringen W2 mag noch chan, das ist besunderleich die ere valA2val = vol derA1der] fehlt W2 gnaden und warhait. 8Wann abA2ab = ob er zaihen tet und totenA1toten] toter W2 erchuchet, das haben auchA1das haben auch] habent W2 weilent etliche weyssagen von seinem gewalt getan, aber auf farn ze hymel und den heiligen geist her ab ze senden, das chan niemant getun undA1getun und] getain noch W2 gehort auch niemant an denn gotleiche gewaltA1denn gotleiche gewalt] wenn den gotlichen gebalt W2 allayne. 9DerA1Der] vnd der W2 geruch auch uns da hynA1da hyn] chain W2 pringen. Amen.